Mütter auf dem Weg in ein neues Zeitalter

„Die Hand, die die Wiege bewegt, bewegt die Welt“, sagt ein altes Sprichwort. Das war schon zu allen Zeiten so, aber immer einfach war es nicht. Meine Omi ist auf einem Gutshof im früheren Pommern aufgewachsen, wo ihre Mutter viele Angestellte hatte. Dann kam der Krieg und meine Omi musste fliehen mit vier Kindern. Es war eine Zeit harter Entbehrungen und vieler Arbeit, um die Kinder durchzubringen. Sie hat bei Bauern jede schwere Arbeit angenommen und noch bis in die Nacht Wolle gesponnen, um Lebensmittel zu verdienen. Meine Mutter, eine Generation später, war auch immer in Schräglage, um das große Haus mit Garten, vier Kinder und Hund, meinen gelehrten, eher praxisfernen Vater und ihre Halbtagsberufstätigkeit unter einen Hut zu bringen. Von ihr habe ich mitbekommen, dass es klug ist, beizeiten die Kinder zur Mithilfe im Haushalt anzulernen, weil man sonst überhaupt nicht mehr über die Runden kommt. Als meine Kinder klein waren und ich auch halbtags gearbeitet habe, gab es einen wunderbaren Kindergarten, wo die Kinder sehr gut aufgehoben waren mit einer tüchtigen, einfühlsamen Leiterin, zu der wir immer noch Kontakt haben. Wenn ich nicht gewusst hätte, dass für die Kinder gut gesorgt wird, hätte ich nicht den Kopf frei gehabt für die Arbeit. Meine Tochter Franziska hat für ihre Kleine eine liebevolle Kita für einige Stunden am Tag gefunden und das ist schon eine große Erleichterung, außerdem hat der Schwiegersohn Elternzeit nehmen können, etwas, das es früher nicht gegeben hat. Überhaupt, die jungen Väter! Als mein Vater jung war, war es ein Ding der Unmöglichkeit, dass ein Mann einen Kinderwagen geschoben hätte. Heute ist nicht nur Kinderwagen schieben, sondern auch wickeln und Flasche geben von Vätern gang und gäbe. Insofern wird es vielleicht doch langsam leichter, für die Mütter Familie und Beruf zu vereinbaren. Es sei denn, es tritt eine der vielen Ausnahmesituationen ein: Franziska war geradezu schockiert, als sie und ihr Mann das Norovirus hatten und es weder eine städtische noch staatliche Lösung dieses Problems gab. Wer ist in der Nacht angewetzt gekommen? Wir, Oma und Opa. Oder eine Freundin um die Ecke, die hätte auch noch mit angepackt. Insofern sind trotz Kita und Elternzeit die helfende Familie und ein Netzwerk an gegenseitiger Unterstützung weiterhin unverzichtbar für Mütter, auf dem Weg in ein neues Zeitalter.

 

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Mütter auf dem Weg in ein neues Zeitalter - Glosse von Ruth Hanke

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