Schulanfang

Ein Mensch – in dem Fall eine Frau
spürt zu Schul-Ende ganz genau,
so schön für Kids der Urlaub ist:
Die Mutter ist in dieser Frist
recht weit entfernt von freier Zeit,
denn Schulferien sind Schwerarbeit.
Die Kleine hopst auf einem Bein,
lädt jede Menge Freunde ein,
spielt laut Verstecken, Fangen, Suchen,
verputzt den halben Marmorkuchen,
will Fernsehschaun den ganzen Tag,
was auch für Blödsinn kommen mag.
Die Große braucht für die Frisur
Aufmerksamkeit rund um die Uhr
Wenn sie die Haarspitzen blondiert,
ist das Bad tagelang blockiert,
sie malträtiert das Xylophon,
hängt stundenlang am Telefon.
Der Sohn ist in des Tages Lauf
hauptsächlich fort, doch taucht er auf,
hat er nur ein Ziel hier auf Erden:
Er will wie Lewandowski werden.
Die Mama weicht die Trikots ein,
bäckt Pizza für den Sportverein,
klebt Pflaster, wenn ein Sturz kommt vor,
bejubelt lautstark jedes Tor. —
An einem Morgen ist es still
„Ich kann jetzt machen, was ich will!“
Sie badet warm, nimmt sich viel Zeit,
hat jetzt sogar Gelegenheit
spazieren zu gehen in den Auen,
dem Flug der Vögel nachzuschauen,
kann jetzt ein Buch lesen – und tut es:
Der Schulanfang ist etwas Gutes!

 

Schulanfang - Gedicht von Ruth Hanke
Gedichte von Ruth HankeSchulanfang

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