…dass sich Herz zu Herzen findet

Als Kind hatte ich mir jahrelang heiß und innig einen Hund gewünscht, aber meine Eltern waren dagegen. Oft stand ich vor dem Zaun der Dackelzüchterin unseres Dorfes und beobachtete die putzigen Tiere sehnsüchtig, aber alle jungen Dackel verschwanden wieder, wurden verkauft und keiner gehörte mir. Mit der Dackelzüchterin hatte ich mich angefreundet, sie wusste, wie sehr ich mir einen Hund wünschte und auch, dass es ziemlich aussichtslos war, dass dieser Wunsch in Erfüllung gehen würde.

Aber am 2. Advent, ich war 11 Jahre alt, klingelte bei uns ein Mann, der einen jungen, sehr süßen, etwas übergewichtigen Langhaardackel dabei hatte. Der Mann war Hausmeister an einer großen Schule und die Schulkinder fütterten unentwegt das Tier, er hätte nur die Wahl, es schweren Herzens wegzugeben oder es fast den ganzen Tag einzusperren. Also wollte er das Tier zur Züchterin zurückbringen und sie hätte ihm gesagt, wie sehr ich mir einen Hund wünschte. Zu meinem großen Glück waren meine Eltern einverstanden. Ich versprach hoch und heilig, mich allein um das Tier zu kümmern. Begeistert ging ich jeden Tag mit ihm spazieren, so dass der kleine Hund rasch wieder in Form kam und er war 17 sehr gute Jahre, bis zu seinem Tod, in unserer Familie.

Als meine Tochter Franziska 11 Jahre alt war, verliebte sie sich unsterblich in den Kater Janosch, der meiner Schwägerin zugelaufen war. Dieses sehr scheue Tier hatte mit Menschen offenbar keine guten Erfahrungen gemacht, fasste zu meiner Kleinen aber schnell Vertrauen.

Eigentlich wollte ich keine Katze, aber meine Kleine verbrachte inzwischen alle Wochenenden bei meiner Schwägerin und so holten wir an Weihnachten das weiße, kleine Wesen zu uns. Es war für Franziska ein herrliches Weihnachten und für den Janosch der Anfang eines wunderbaren Lebens. Ihn verband mit Franziska all die Jahre eine besondere Liebesgeschichte und ich wünsche mir, dass jedes Tier, das ein Zuhause sucht, einen liebevollen, verantwortungsbewussten Menschen findet und jeder, der bereit ist, ein Tier aufzunehmen in ihm einen guten Kameraden hat, der ihm so viel Freude schenkt; dass sich also, wie Goethe sagt: Herz zu Herzen findet.

Und dass wir durch die Liebe zu unseren Haustieren, Hund, Katze, Wellensittich, auch unser Verhältnis zu den Nutztieren Rinder, Schweine, Hühner überdenken, die auch das Recht auf ein gutes, artgerechtes Leben haben, das wünsche ich mir.

 

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dass sich Herz zu Herzen findet - Glosse von Ruth Hanke
Glossen von Ruth Hanke…dass sich Herz zu Herzen findet

  • Erika Hütten

    Das ist eine wunderbare Geschichte. In ihr spannt sich ein großer Bogen, über die Erzählerin selbst hinaus, von den Großeltern zur Enkelgeneration, von einem kleinen überfütterten Dackelkind bis zu dem scheuen ängstlichen Kater, der zugelaufen nach einem Zuhause sucht. Letzterer findet es bei der 11-jährigen Franziska, deren Mutter Ruth einmal im selben Alter kaum fassen konnte, dass sich ihr größter Wunsch, einen Hund zu besitzen, doch noch erfüllen sollte.
    Ja, in dieser Geschichte gibt es viele, die ihr ganz eigenes kleines Glück erleben und das sogar in einer Weise, dass es anhält bis zum Ende zweier erfüllter Tierleben. Niemand scheint davon ausgeschlossen. Selbst die Eltern, die seinerzeit wohl meinten, einen Hund nicht auch noch im Haus haben zu können, werden Freude empfunden haben über die Freude ihrer Tochter und den gedeihenden Vierbeiner. Den Weg dahin haben sie selbst frei gemacht: Sie haben die Kraft aufgebracht, aus Barmherzigkeit für ein armes Tier und der Zuversicht in die Tierliebe der kleinen Ruth, ihren einmal gefassten Entschluss zu revidieren.

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