Was Leistung nun genau ist, hat kürzlich ein Bankvorstand erklärt, der behauptet, das ganze Gerede um sein vieles Geld, – nur ein paar Millionen im Jahr und auch noch brutto, – wäre nur der Neid von Menschen, die denen, die „wirklich etwas leisten“, ihren Ertrag nicht gönnen. Weiterlesen »
Die Kleine neben mir zitterte, nicht nur von dem eisigen Nordwind, der über Antholz hinwegfegte, sondern auch vor Angst. Wir hatten uns hinter einem Holzverschlag versteckt und hofften unbemerkt zu bleiben. Aber jetzt, als die Frau das Gewehr von der Schulter nahm, kriegte es Miranda mit der Angst zu tun. Sie ist die jüngste in unserem kleinen Schwarm und deswegen haben mein Bruder Manuel und ich sie unter unsere Fittiche genommen. „Sie will uns erschießen“, zirpte Miranda tonlos. „Aber nein“, ich drängte die Kleine vorsichtig aus dem Schussfeld. „Höchstens unabsichtlich. Komm jetzt!“ „Doch! Sie legt sich hin, sie zielt auf uns …“, „Nicht doch!“, beruhigte ich sie. „Sie zielt auf Scheiben, ehrlich!“ Wir hörten den Schuss, dann ein metallisches Klicken und ein schleifendes Geräusch, wie wenn eine alte Tür geschlossen wird. Noch einmal schoss die Frau, dann wieder und wieder. Bei dem fünften Schuss blieb das schleifende Geräusch aus und der Frau entrang ein gequältes Stöhnen. „Sie ist verletzt!“, krächzte Miranda. „Auch nicht“, widersprach ich, während die Frau sich hastig erhob und wie von Furien gehetzt den verschneiten Weg entlangjagte. „Großer Condor!“, stöhnte Miranda. „Was war das?“ „Die Vorhut!“, antwortete ich. „Da kommen noch mehr solche.“ „Wieso? Ist Krieg?“ „Nein, Biathlon. Das überleben sie im Allgemeinen“, gab ich Auskunft. „Glaub ich nicht“, widersprach Miranda. „Hast du gesehen wie zu Tode erschöpft die arme Frau ausgesehen hat? Sie hat bestimmt schon lange nichts mehr gegessen. Außer dem Gewehr hat sie auch gar nichts dabei: Kein Stück Brot zum Essen, kein Schluck zu trinken und das bei dieser Kälte. Da geht’s ums liebe Leben, das sag ich dir!“ Ich blinzelte in die Wintersonne. „Werden denn die Frauen für diese Schinderei wenigstens gut bezahlt?“, fragte Miranda weiter, die ein mitleidiges Herz hat. „Den schnellsten Drei wird, glaub ich, so eine Art Geldstück umgehängt“, erwiderte ich. „Keine Ahnung, ob das echt ist, aber die anderen gehen leer aus!“ „Warum“, wunderte sich die Kleine, „sollten sie sowas Sinnloses tun?“ „Komm schon, Miri“, meinte ich. „Habt ihr nicht gestern stundenlang: „Wer fliegt runter?“ gespielt, Manuel und du?“ Das ist unter jungen Vögeln nämlich ein beliebter Sport. Man klettert bei starken Windböen auf ein Dach und wartet, wer zuerst hinuntergeweht wird, dann klettert man wieder hoch und so weiter. „Aber das macht doch Spaß“, entgegnete Miri. „Dabei muss man sich nicht abschuften. Ich habe genau gehört, wie die arme Frau irgendwas von einer bescheuerten Strafrunde gejammert hat. Wenn ich zuerst runterfalle, da lache ich doch bloß.“
Wir Vögel werden die Menschen nie verstehen: Ihr Rennen, ihren Ehrgeiz, ihre Angst, ihre unechten Geldstücke. Wir können fliegen, aber wir leben auch kürzer und müssen schon deswegen das Leben leichter nehmen, damit wir mehr davon haben. Wir haben ja auch allen Grund zur Heiterkeit. Wer sollte zwei kleine Meisen erschießen? „Besuchen wir den Uhu, bevor er ins Bett geht“, schlug ich vor. Er saß auf einem winterlichen Ast und hatte die Augen geschlossen. Natürlich bemerkte er uns trotzdem, als wir herankamen. „Marion und Miranda von Meisen, guten Morgen, die Damen“, krächzte er und plusterte sein Gefieder auf. „Guten Morgen, Herr Geheimrat! War die Nacht erfolgreich?“ „Doch, ja“, er bemühte sich, nicht zu selbstgefällig auf sein Reich hinunterzusehen, was aber misslang. „Ich kann den Damen ja nichts anbieten, aber Frau Grödner am Ortseingang hat drei Meisen Knödel in ihren Kirschbaum gehängt, wenn Sie da mal vorbeischauen wollen.“ Wir dankten ihm untertänigst und flogen davon. Unterwegs sahen wir ein Rudel Biathletinnen, schwer schnaufend, sich den Hang emporarbeiten. „Die Ärmsten“, zwitscherte Miranda. „Jeder Bär schläft im Winter. Dieser Raubbau mit den Kräften kann nicht gesund sein.“ „Mag sein“, gab ich zu. „ aber du kennst doch das alte Sprichwort: „Was dem einen seine Eule, ist dem anderen seine Nachtigall!“ Das gilt für alle Vögel – und auch für alle Menschen.
Es war ein Gaffer-Stau der übleren Sorte, der den Einsatzleiter des schlimmen Unfalls fast um den Verstand brachte. Immer neue Autos aller Größen hielten vor dem Unfallort, deren Fahrer mit ihren Handys die blutenden Verletzten filmten. Weiterlesen »
Mit dem Schwinden der letzten hellen, warmen Tage stellt sich bei vielen Menschen ein Stimmungstief ein. Obwohl es auch da große Unterschiede gibt. Es gibt zwei extreme Typen an den Enden einer breiten Scala: Die Eisbären und die Sonnenanbeter. Weiterlesen »
Es war ein heiterer Tag in diesem Herbst, als ein Brief ins Haus geflattert kam von einem Rechtsanwalt namens Kilian Lenard, von dem ich aufgefordert wurde wegen einer „Persönlichkeitsverletzung Datenschutz ‚Google Fonts'“ ihm schnell mal eben 170 Euros zu überweisen Weiterlesen »
Schon seit den Tagen meiner Kindheit habe ich mich immer hingebungsvoll um Ordnung bemüht. Ein altes Sprichwort sagt: „Wer Ordnung hält, ist nur zu faul zum Suchen“ Weiterlesen »
Meine Omi hatte ein schönes Haus in Breitensee gekauft, in der Nähe von Königshofen. Wenn man einen kurzen Spazierweg ging, konnte man die schwer befestigte Grenze zur DDR sehen Weiterlesen »
wird in der gemeinsamen Zeit im Chor am besten geweckt. Nichts macht so viel Spaß, wie wenn man die Möglichkeiten der eigenen Stimme durch eine wundersame Verstärkung durch andere Singbegeisterte im Chor erfährt. Weiterlesen »
Jetzt ist er endlich da, der Frühling! Die Bäume werden grün, die Sträucher blühen, die Vögel jubeln, die Eisdielen haben wieder geöffnet, alles ist auf das neue Fest des Lebens eingestellt. Nur mit einem selber will es noch nicht so richtig klappen. Weiterlesen »
Der Vogel sah aus wie ein Indianerhäuptling auf der Pirsch mit einem Kopfputz in schwarz – weiß-orange, als ich in der amerikanischen Stadt Worcester an einem See Rast machte. Ich musterte ihn genauso neugierig wie er mich, denn ich hatte so ein Tier noch nie von so nahem gesehen. Weiterlesen »
Es war Nacht und das Klagen meiner Kleinen riss mich aus dem Schlaf: „Mama, eine ganz große Spinne ist in meinem Zimmer, was machen wir denn da?“ Der Randolf war auf Dienstreise, ich stand also auf und folgte ihr die Treppe hinunter. Weiterlesen »
Es lag noch Schnee und ein ungemütlicher Wind sauste um alle Ecken. Ich dachte an meine Kinder, von denen zwei in Berlin wohnen und überlegte, dass wir uns im letzten Jahr nur wenige Male gesehen hatten. Weiterlesen »
Das zweite Knie musste bei mir operiert werden, keine Frage. Man sah es nicht nur deutlich auf dem Röntgenbild; ich merkte es auch an den Schmerzen. „Ihre Frau geht auf den Felgen“, sagte Dr. Schneider zu meinem Mann, dem Randolf. Weiterlesen »
Meine Omi hatte ein altes Sandsteinhaus gekauft mit einem schönen großen Kachelofen in dem geräumigen Wohnzimmer. Ihr jüngster Sohn, mein Onkel, betätigte sich phantasievoll an der Neugestaltung des Domizils. Weiterlesen »
Ich war etwa elf Jahre alt, als ich auf eine Freizeit in die Sommerferien verschickt wurde, die endlose 4 Wochen dauerte. Ich kannte keinen Menschen dort, war auch tatsächlich die Jüngste Weiterlesen »
Die Erfahrung, dass Kinder ihren eigenen Kopf haben, teile ich wohl mit allen Müttern der Welt. Meine kleine Tochter wollte nie meine Meinung über die Orthographie ihrer Aufsätze hören Weiterlesen »