Novemberblues

Mit dem Schwinden der letzten hellen, warmen Tage stellt sich bei vielen Menschen ein Stimmungstief ein. Obwohl es auch da große Unterschiede gibt. Es gibt zwei extreme Typen an den Enden einer breiten Scala: Die Eisbären und die Sonnenanbeter.

Die Eisbären überleben die Sommermonate in vollklimatisierten Höhlen, haben zu Hause eine Menge leistungsstarker Ventilatoren und immer ein eisgekühltes Getränk in der Hand. Wenn die Blätter fallen, reiben sie sich die Hände, beim ersten Frost keimt die Hoffnung und wenn es richtig schneit, geht ihnen das Herz auf. Sie fahren im Urlaub konstant in den Norden; „Elch“, „Lachs“ und „Kanu“ sind ihre Lieblingswörter. Für sie ist der November ein einziges Versprechen auf die schönste Zeit im Jahr.

Die Sonnenanbeter dagegen haben es im Moment schwer: Ein Freund von mir kann auch bei 35 Grad im Schatten noch begeistert Mountain biken. Er bezeichnet einen längst fälligen Regenguss zwischen zwei Dürreperioden mit langem Gesicht als schlechtes Wetter. Im September fängt er an zu frieren, im Oktober wird er nervös, im November sinkt die Laune in den Keller, Weihnachten ist für ihn „der reine Horror“ und den gesamten Januar fliegt er nach Tahiti, „denn das hält ja hier kein Mensch aus.“

Einen Anteil am Stimmungstief (nicht ist hier eine echte Depression gemeint, die ärztlicher Hilfe bedarf) hat nach Ansicht von Forschern der dauernde Lichtmangel, weshalb auch bei kaltem Wetter täglich ein kurzer Spaziergang empfohlen wird, denn selbst der graue Himmel spendet offenbar immer noch mehr Lux als die Schreibtischlampe daheim. Außerdem beugt Bewegung der schleichenden Auskühlung vor, daher das Wort: „Erkältung“. Man soll viel Salat und Vitamine essen, weil das die Abwehrkräfte stärkt und gutes Essen grundsätzlich die Laune verbessert. Für die Seele ist Aktivität in der Gemeinschaft wichtig, ob das jetzt Kegeln, gemeinsam Backen oder Adventskranzbasteln ist, denn nichts hilft so gut gegen den Novemberblues wie das Gefühl von Freunden und Freundinnen umgeben zu sein. Ich selbst habe einen Tipp der Dichterin Sylvia Plath übernommen, die einmal gesagt hat:

„Es muss eine Menge Dinge geben, gegen die ein heißes Bad nicht hilft. Aber ich kenne nicht viele.“

Bleiben Sie gesund!

 

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Novemberblues - Glosse von Ruth Hanke
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