König Kürbis
Der Linus von den Peanuts stand am Fenster, die unverzichtbare Kuscheldecke an sich gepresst und sah sehnsüchtig in den Oktoberabendhimmel hinaus: „Er wird kommen, er wird über das große Kürbisfeld schweben und alle werden ihn sehen, der große Kürbis…“ Für Linus war der große Kürbis eine mystische Figur, so etwas wie Batman oder Spiderman, eine Art Supergemüse, das alle Wünsche erfüllt und eine neue Zeit einläutet. Auch ich warte jedes Jahr sehnsüchtig auf den Kürbis, aber nicht auf „den großen Kürbis“, sondern auf den Kürbis an sich und das hat ganz verschiedene Gründe:
Zuerst einmal kündigen die Kürbisse an den Straßenrändern den Anfang des Herbstes an, der schon immer meine liebste Jahreszeit war, nicht nur, weil ich da Geburtstag habe, sondern weil jetzt die schlimmste Hitze endgültig vorbei ist, weil ein goldener Oktober und ein glitzernder Winter mit vielen wundervollen Festen bevorsteht. Zum anderen sind Kürbisse in ihrer ungeheuren Farben – und Formenvielfalt und der originellen Form geradezu unwiderstehlich dekorativ, man kann sie aushöhlen und schnitzen, in unendlichen Variationen arrangieren und kombinieren, anmalen und ein schöner Herbstblumenstrauß wird erst mit kleinen Zierkürbissen und geeisten Äpfeln richtig perfekt. Schließlich finde ich den Kürbis auch als Nahrungsmittel sehr attraktiv: Bezahlbar, wohlschmeckend, gesund und sehr vielseitig. In den USA haben wir z.B. einen Kürbiskuchen bekommen, an den ich immer noch begeistert zurückdenke und Susi hat aus ihrer Studenten WG das Rezept für unsere Kürbissuppe mitgebracht, an dem wir seither nichts verändert haben:
Kürbissuppe mit Orangensaft und Steinpilzen
Für vier Personen einen mittleren Hokkaido-Kürbis waschen, putzen, aufschneiden und die Kerne entfernen, in 3cm große Stücke zerteilen und in Gemüsebrühe 25 Minuten kochen, währenddessen 200g Steinpilze (Egerlinge gehen auch) putzen und in Scheiben und einen Bund Frühlingszwiebeln in feine Ringe schneiden, beides in etwas Butter anbraten. Von der fertigen Suppe die Hälfte der Brühe in eine Schale abschöpfen, den Rest pürieren und dann wieder so viel Brühe dazugeben, bis die gewünschte Konsistenz erreicht ist. Wir mögen die Suppe nicht zu dünnflüssig, sondern schön sämig. Vor dem Servieren einen Schuss Orangensaft unterrühren, nur vorsichtig mit Salz, Pfeffer und Muskatnuss nachwürzen, weil das natürliche Aroma des Kürbis die pikant-fruchtige Note der Suppe schon gut hervorhebt und zum Schluss die Steinpilzmischung darüber geben.
Guten Appetit!
König Kürbis