Investition mit Zukunft: Die Schwiegerkinder
Mein Opa und ich waren eigentlich immer ein Herz und eine Seele. Obwohl er 55 Jahre älter war als ich sahen wir uns dauernd, besonders als ich mit 17 Jahren nach Fürth umzog wegen meiner Grafiker-Lehre. Herzlich und ohne Vorurteile begegnete er auch meinem damaligen Verlobten, dem Randolf; ließ sich aber auch zu keinen Vorschusslorbeeren hinreißen. Erst Monate später meinte er einmal über ihn: „Das ist ein guter Mensch.“ Als ich vor acht Jahren den Richi, den Freund meiner Tochter Franziska kennenlernte, erinnerte ich mich wieder an meinen Opa: Wie fröhlich er den Randolf mit einbezogen hatte, wie gastfreundlich und großzügig er war, wie er ihn immer ausreden ließ. In diesem Sinn wollte ich mich auch bemühen, den Richi zu verstehen und in seinen Ansichten gelten zu lassen, selbst wenn sie manchmal nicht mit den meinen übereinstimmten. Ich dachte: Für den, der neu dazukommt, ist hier ja alles anders, es riecht anders, schmeckt anders, die Worte werden eventuell in einem etwas anderen Sinn gebraucht. Das Schwiegerkind sehnt sich vielleicht nach Zeit und Akzeptanz. Man braucht auf beiden Seiten Geduld, Respekt vor der Persönlichkeit des anderen und den unbedingten Willen im Gespräch zu bleiben. Aus dem nachdenklichen Jungen Richi ist ein selbstbewusster Mann geworden, dessen herzliches Lachen den ganzen Raum erhellt. Zu meinem letzten Geburtstag überreichte er mir eine chinesische Bodenvase, an der nichts gespart war und flüsterte mir ins Ohr: „Ich bin so froh, dass du meine Schwiegermutter bist!“ Tatsächlich habe ich mit ihm etwas viel Wertvolleres bekommen als eine Vase: Ein weiteres Kind. Spontane Freude durchflutet mich auch, wenn mich meine Schwiegertochter Sarah anruft, um von ihrem Leben und der kleinen Enkeltochter zu erzählen. Dann fühle ich mich voll Zuversicht in einem größerem Zusammenhang geborgen: Die Zukunft kann kommen.
Investition mit Zukunft: Die Schwiegerkinder
