Und einen Glühwein

Wenn früher ich die Oma fragte,
was sie sich wünscht, worauf sie sagte:
„Ich wünsch mir Frieden auf der Welt,
sonst hab ich doch, was mir gefällt“,
fand ich zwar diesen Spruch famos,
doch unpraktisch und wirkungslos.
Ich wollte mit realen Sachen
der Oma eine Freude machen.
„Willst du Schuhe, Töpfe, Bücher,
Kosmetik oder Taschentücher,
die besten Bonbons auf der Welt?“
„Das brauch ich nicht, spar doch dein Geld!“
Das ist jetzt viele Jahre her,
nun gleiche ich der Oma mehr,
drum halte ich ein Weilchen still
und frag mich ehrlich, was ich will.
Will ich viele Geschenke haben,
mich am guten Essen laben,
Weihnachtsbeleuchtung, die die Nacht
mit Glitzern fast zum Tage macht?
Was brauche wirklich ich zum Leben,
wieviel kann ich den Armen geben?
Was ist es, das die Freude schafft,
an Weihnachten und dauerhaft?
Die Weihnacht will zur Krippe lenken,
uns den wahren Frieden schenken:
Frieden zwischen Schwestern, Brüdern
Aktivisten, Ordnungshütern,
Obdachlosen, Bürgermeistern,
Spukenden und guten Geistern,
Frieden mit allen Bekannten,
Nahen, Fernen und Verwandten,
Frieden, der trotz Streit verbunden,
tiefe Gräben überwunden.
Hoffnung, dass jetzt Friede werde,
rettet jedes Volk der Erde.
Frieden mit mir in dieser Zeit
Frieden mit Gott in Ewigkeit.
Dass wir den Stern der Weisen sehen
Und diesen Weg gemeinsam gehen,
der leitet uns vom „ich“ zum „wir“
und einen Glühwein – wünsch ich mir.

 

Und einen Glühwein - Gedicht von Ruth Hanke
Gedichte von Ruth HankeUnd einen Glühwein

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