GEDICHT: Herbstspaziergang in neuen Schuhen
Herbstspaziergang in neuen Schuhen
Den neuen Schuhen ist nicht kalt
Sie wollen ausgehen: In den Wald
Gucken sich um nach allen Seiten
Beginnen munter auszuschreiten.
Sie rollen weich über das Moos,
Die Blätter wehen von Bäumen los
Bedecken raschelnd, leicht und bunt
Den feuchten, dunklen Waldesgrund.
In blankem dunkelrot gehn stolz
Die neuen Schuhe durch das Holz
Vor Pilzen bleiben sie gern stehen
Sie haben sowas nie gesehen.
Zwischen Ranken, die sich neigen
Sitzen Eulen auf den Zweigen
Die Schuhe schleichen hin, dass man
Sie beinahe nicht hören kann.
Dann stehn sie still, ein Blatt fällt drüber
Ein Eichhörnchen huscht schnell vorüber
Die Schuhe schreiten froh aus, heiter
Sie wollen Stück für Stück noch weiter.
Im Abendgold die letzten Strahlen
Lichttupfen auf die Stämme malen
Begleiten unsern Weg nach Haus
Daheim zieh ich die Schuhe aus.
Im Flug vergangen ist die Zeit
Der Weg war schön, aber auch weit
Mein Schuh meint, frisch, wie zu Beginn
„Da gehen wir morgen wieder hin!“
Gedichte von Ruth Hanke – Herbstspaziergang in neuen Schuhen