GEDICHT: Weihnachts-Verweigerung
Ein Mensch fasst bei sich den Entschluss,
dass er sich jetzt verweigern muss.
Nichts Schlimmeres kann er sich denken,
als diese Weihnacht mit Geschenken!
Ein Fest der Liebe, soll es heißen
mit lauter unverschämten Preisen!
Statt wochenlang herumzulaufen
und jeden Blödsinn einzukaufen,
will er zum ersten Mal im Leben
stille sein und Ruhe geben.
Er fängt an, durch die Stadt zu wandern,
ich bin, denkt er, nicht wie die andern.
Wie ferngesteuert rennen sie,
genauso wie das Federvieh.
Mitleidig sieht er auf die Leute,
wie sie mit ihrer schweren Beute,
ausgeplündert von Ausgaben,
endlich nachts nach Hause traben.
Er schreibt auch diesmal keine Karten.
Damit sie nichts von ihm erwarten,
hat er allen seinen Lieben
abgesagt und abgeschrieben.
Im Schaufenster, wo Engel sind,
steht ein Tretroller für das Kind.
Man kann, denkt er, bei diesen Sachen
mal eine Ausnahme wohl machen,
und diese Tasche – leicht verrucht
hat seine Frau schon lang gesucht…
Kräftig beginnt er zuzulangen,
vor Freude glühen seine Wangen,
als käme durch Verweigerung
Geschenkekaufen erst in Schwung.
Auf einmal ist ihm eingefallen,
dass er in diesem Jahr bei allen,
mit Christbaum und im Kerzenlicht –
durch den Verzicht auf den Verzicht –
ganz im Stil der Heil´gen Nacht
die schönste Weihnachtsfreude macht.
Liebe Ruth, Du übertriffst Dich mal wieder!