GEDICHT: Der Wandel
Ein Mensch sieht sich nach Tag und Jahr
Ein Bild an – wie er früher war,
Prüft es genau, bis in die Ecken
Mit tiefen, innerem Erschrecken:
Sieht, wie er war, mit arger Pein,
Dagegen jetzt – das kann nicht sein!
Gerade war er, kräftig, groß,
Die Muskelkraft, wo ist sie bloß?
Übrig ist kaum ein Schatten nur
Der vorher sportlichen Figur,
Den Glanz der vollen Haarespracht,
Haben die Jahre grau gemacht.
An sich sieht er der Zeit Gewalt
Das Alter macht vor ihm nicht Halt
Drum denkt er mit gewisser List:
Da nichts so bleiben wird, wie`s ist,
Weil ich wie alle auf der Erde,
Auch selber immer älter werde,
Beginn ich diesen Tag mit Schwung
Wie heute bin ich nie mehr jung.
Der Mensch fängt an, sich herzurichten
Denn er gedenkt, sich abzulichten.
So wie er ist, trotz erster Falten
Will er der Nachwelt sich erhalten,
Geht munter pfeifend aus dem Haus,
Er sieht ja noch passabel aus.
In zwanzig Jahrn denkt er sogar,
Dass er JETZT frisch und knackig war.