Die soziale Sonnenuhr

Oder – warum ich gerne für den Blauen Kurier schreibe

„Hast du heute schon in die Zeitung geschaut?“, fragte mich meine Mutter vor kurzem. „Also, da muss man ja depressiv werden!“ Genau! Nicht nur in der Zeitung, auch in den Nachrichten werden einem stündlich die Spitzenleistungen der Destruktivität serviert, Lebensmittelskandale, Amokläufe, Internetkriminalität, die grassierende Umweltverschmutzung und dann abends die Krimis mit blutüberströmten Leichen, bis man vor Angst fast nicht mehr schlafen kann.

Gott sei Dank gibt es den Blauen Kurier, der keine Angst vor guten Nachrichten hat. Hier werden auch endlich die unspektakulären Ehrenamtlichen gewürdigt, die Nachbarin, die unentgeltlich und unbürokratisch auf die Kinder aufpasst, wenn die anderen Mütter krank sind oder arbeiten müssen wird genauso gewürdigt wie die unternehmungslustigen Senioren, die Wanderungen für Naturbegeisterte anbieten. Die freiwillige Feuerwehr kommt zu Wort, der Tag der offenen Gartentür, die jugendlichen Tischtennisspieler, ein Babykleidermarkt, wo man zu kleinen Preisen fast neuwertige Kindersachen erstehen kann: Alles, was das Leben entlastet, verschönert, interessant und abwechslungsreich macht, findet hier rund ums Jahr seinen Platz, kurz: Alles Positive! Die schwer unterbelichtete Sonnenseite des Lebens wird hier ausführlich gezeigt und zwar im ganz konkreten lokalen Zusammenhang. Im Blauen Kurier sehe ich endlich einmal die Menschen, die ich auch sonst sehe: Die Frauen des Landfrauentags, die Kärwaburschen, die Standbesitzer des Weihnachtsmarktes, die Christbaumverkäufer. Und dadurch, dass so viele gewürdigt werden, die man selbst kennt, fühlt man sich als glücklicher Teil einer großen Gemeinschaft.

Früher hatten wir mal ein Poesiealbum, in das wir schön verzierte Sinnsprüche eintrugen, einer davon hieß:

„Sei wie eine Sonnenuhr:

Zähl die heiteren Stunden nur!“

Und das ist der Blaue Kurier für mich im globalen Rauschen des Blätterwaldes: Die soziale Sonnenuhr, die die heiteren Stunden festhält und dadurch die Welt etwas schöner und wärmer macht, eine Zeitung, die es auch noch gratis gibt und die daher von erstaunlich vielen und unterschiedlichen Menschen gelesen wird. Ja, ich schreibe gerne für den Blauen Kurier!

 

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