Flaschenpost der Liebe

Die Kinder hatten ihre Mutter und der Mann seine Frau an eine unheilbare Krankheit verloren, was die drei Hinterbliebenen in tiefe Ratlosigkeit und Trauer stürzte. Die Kinder hatten die Idee, für sich eine Stiefmutter und den Vater eine neue Frau zu suchen. Mit ihrer ungeübten Schrift beschrieben sie ihre Situation, die Vorzüge des Vaters, malten mit Buntstiften ein Bild von ihm mit Namen und Adresse, gaben das Papier in eine Flasche und warfen sie ins Meer. Zwei Jahre später machte eine junge Frau Urlaub auf einer Ostsee-Insel und fand die Flaschenpost, die sie zuerst lustig fand, dann aber nicht mehr losließ. Schließlich nahm sie Kontakt zu dem Witwer auf. Er hatte von der Flaschenpost keine Ahnung. Aber er heiratete die junge Frau und sie wurde die zweite Mutter für die Kinder.

Es war kein einfaches Jahr! Wirklich nicht! So viele liebe Gewohnheiten mussten aufgegeben werden, so viele Menschen konnten ihren Beruf nicht mehr ausüben, Künstler blieben ohne Publikum und alte Menschen in den Alten- und Pflegeheimen wurden noch einsamer und isolierter als zuvor.

Wir waren plötzlich in eine Wirklichkeit geworfen, mit der wir nicht gerechnet hatten. Was war gut an der Corona Krise? Gut war, dass es ganz viel Hilfsbereitschaft und Einfallsreichtum gab, dass junge Menschen den Alten den Einkauf abnahmen, es gab kostenlose Konzerte von Sängern und Musikern online oder in nächtlichen Straßen, es gab heldenhaften Einsatz von Ehrenamtlichen, Ärzten, Krankenschwestern und Pflegern.

Was können wir tun? Wir können etwas geben, auch, wenn wir den, für den es bestimmt ist, vielleicht nie sehen oder hören werden. Wir können aus der Anonymität, zu der uns die Pandemie verbannt, eine Flaschenpost der Liebe in das Meer der Gemeinschaft werfen: Indem wir einen Schuhkarton mit kleinen Geschenken für ein rumänisches Kind packen, einen Brief für einen alten Menschen im Heim schreiben, der schon lange keinen mehr bekommen hat, Bedürftigen eine Spende, Traurigen unseren Zuspruch zukommen lassen. Durch die Freude, die wir bereiten, wird diese Adventszeit, die so anders ist als alle vorher, trotzdem heller und schöner. Weihnachten war schon immer ein großes TROTZDEM. Diesmal noch mehr als sonst, ist es so:

„Seht, die gute Zeit ist nah: Gott kommt auf die Erde,

kommt und ist für alle da, kommt, dass Friede werde.“

Gesegnete Adventszeit!

 

Hat die Glosse gefallen?
Wie hat Dir der Artikel gefallen?: 4.6 (14 votes)
Sende

 


Flaschenpost der Liebe - Glosse von Ruth Hanke

 

Flaschenpost der Liebe

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Bewertung

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.